Schulbau Berlin-Pankow
Thema: „Schulbau heute - Einflussfaktoren auf die Architektur“
Umsetzung am Standort "Pankower Tor"
Aufgabe: Entwurf und Planung eines Schulgebäudes
Jahr: Wintersemester 2015/16
Betreuer: Prof. Dipl.-Ing. Ulrike Lauber & Prof. Dipl.-Ing. Mathias Essig
Bearbeiter: Petra Liss & Adrian S. Rauer
Projekt - Masterthesis
Rahmenbedingungen und Analyse:
Berlin wächst. Die Stadt einen großen Zuwachs. In den nächsten Jahren sollen jährlich 20.000 Menschen nach Berlin kommen. So werden neue Stadtquartiere errichtet und auch neue Schule gebaut, so auch das Areal am Pankower Tor. Das Projekt „Pankower Tor“ befindet sich im Bezirk Berlin Pankow zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf. Das Gebiet erstreckt sich von der Prenzlauer Promenade im Süd-Westen bis zur Berliner Straße im Nord-Osten und wird von der Granitzstraße im Nord-Westen und der Damerowstraße im Süd-Osten umfasst. Es handelt sich hierbei um das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Berlin Pankow. Das zur Verfügung stehende Grundstück hat eine Größe von zirka 40 Hektar und befindet sich im Besitz der Krieger Grundstück GmbH (KGG), welche es im Jahr 2010 für einen Preis von etwas über 50 Mio. Euro erworben haben. Herr Kurt Krieger ist Inhaber der KGG und Eigentümer der Möbelketten Höffner, Walther und Mitbesitzer von Möbel Kraft. Dementsprechend steht der Bau eines Möbelhauses auch im Zentrum der Neugestaltung des Wohnviertels „Pankower Tor“. Zusätzlich sollen hier noch ein Shoppingcenter, 750 Wohneinheiten, ein neuer Stadtplatz, ein kleiner Park sowie zwei Schulen entstehen. Bei den beiden Schulen handelt es sich einerseits um eine vierzügige Oberschule für 1.200 Schüler inklusive Sporthalle und Sportfeldern. Als zweite Schule ist eine Grundschule für 400 Kinder vorgesehen. Auf Grund der neugeschaffenen Wohnungen und des Kinderreichtums im Stadtteil Pankow wird auch eine Kindertagesstätte benötigt. Als Standort favorisiert die KGG für die Grundschule den Platz im Südwesten an der Berliner Straße/Granitzstraße und für die Oberschule das Gebiet um den alten Lokschuppen nördlich der Prenzlauer Promenade. Diese beiden Standorte werden jedoch von der Bezirksverwaltung abgelehnt.
Standort:
Der richtige Standort für die Schule ist eine wichtige Grundvoraussetzung. Im Gegensatz zur Planung der KGG, haben wir ein Schulzentrum geplant an denen beide Schulen auf einem Grundstück ihren Platz haben. Das hat den Vorteil, dass die Sporthalle und die Sportflächen im Außenbereich von beiden Schulen genutzt werden können.
Das ausgewählte Gebiet an der Berliner Straße ist durch die Nähe zum S + U Bhf. Pankow für den Bau einer neuen Oberschule prädestiniert. Die Grundschule wurde im ruhigeren Bereich in der Granitzstraße zu den Wohnungen hin geplant. Da das Einzugsgebiet für die Grundschüler kleiner ist, als das der weiterführenden Schule. Der benachbarte kleine Park dient als Ruhe- und Pufferzone zu den Wohnungen hin. Die Sporthalle befindet sich mittig des Schulzentrums, dadurch hat jede Schule ihren eigenen Aufenthaltsbereich.
Im Rahmen des Masterplans wurde ein städtebauliches Konzept für das Planungsgebiet entwickelt, welches die Schulprojekte als Schwerpunkt hat. Die Ausarbeitung des Entwurfs bezieht sich auf die Oberschule.
Entwurf:
Die IGS ist eine gebundene Ganztagsschule für 1200 Schüler von der 7. bis zur 12. Klasse mit neun Zügen pro Jahrgang. Der Schwerpunkt dieser Schule liegt im künstlerischen und musikalischem Bereich.
Beim Entwurf in dieser Größenordnung war es sehr wichtig für die Schülerinnen und Schüler eigene Bereiche zu schaffen mit denen sich die jeweiligen Altersgruppen identifizieren können. Aus diesem Grund wurden Cluster für die entsprechenden Jahrgänge und Fachbereiche gebildet.
Hinter der gläsernen Fassade im Sockelgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsbereiche wie das Foyer, die Mensa, die Aula, die Bibliothek. Die nächste Ebene erreicht man über eine repräsentative Treppe. Auf dieser Etage ist der Verwaltungs- und Personalbereich, sowie die Fachräume für Naturwissenschaften angeordnet.
Das Gebäude verjüngt sich nach oben hin. In den oberen Etagen befinden sich die Cluster der jeweiligen Jahrgänge. Ein Jahrgangscluster besteht aus neun allgemeinen Unterrichtsräumen, vier Differenzierungsräumen, einem Lehrerzimmer und einem Sanitärkern. Des Weiteren wird Fläche für den Ganztagsaufenthalt gestellt. Die Erschließungsflächen haben Aufenthaltsflächen, diese dienen als Treffpunkt und Ort der Kommunikation. Die vertikale Erschließung erfolgt über eine Treppe, der Aufzug ist für den Barrierefreien Zugang vorgesehen.
Konstruktion:
Die Konstruktion des Schulgebäudes basiert auf dem konstruktiven Grundprinzip des Illwerke Zentrum Montafon (IZM). Das IZM ist ein in Holzbauweise errichtetes Verwaltungsgebäude des Voralberger Stromerzeugers der Illwerke AG. Bei seiner Fertigstellung 2013 gehörte es zum größten, aus Holz errichtetem Bürogebäude in Mitteleuropa mit einer Nutzfläche von über 10.000 qm. Das Hybrid-Gebäude aus Vandans hat seitdem viele Preise und Auszeichnungen erhalten.
Zum Thema “Schulbau heute” gehört eine zukunftsorientierte, neue Bauweise zum Konzept. Die Intention der sinnvollen Nutzung natürlicher Ressourcen soll weitergeführt und in Architektur transformiert werden.
Das genaue Konzept der Konstruktion ist eine Systembauweise aus Holz und Beton. Alle tragenden Elemente wie Stützen und Unterzüge bestehen aus Leimbindern. Die Maße eines Deckenfeldes beträgt 2,70 m x 8,10 m . Ein Deckenelement besteht aus einer 80 mm dicken Betonschicht und vier Unterzügen 240 x 280 mm. An den Stirnseiten dient der Stahlbeton als Querträger mit einer Stärke von 360 mm. Durch den Aufbau dienen sie als Brandsperren zwischen den einzelnen Geschossen. Die Hybriddecke hat vier Eckpunkte, in denen sich vertikale Hüllrohre mit einem Durchmesser von 80 mm in den Stahlbetonträgern befinden. Diese Rohre ermöglichen eine einfache Montage. Die Decken können dadurch auf die Bolzen der Stützen gesteckt werden.
Die Gebäudehülle im Sockelgeschoss besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz. In den oberen Geschossen sind Fensterelemente mit schwarz lackiertem Rahmen. Sie bestehen aus einer Festverglasung und einem Öffnungsflügel. Der Lüftungsflügel ist schmaler ausgeführt und setzt sich der Festverglasung leicht zurück. Zwischen zwei Doppelstützen befinden sich in der Regel zwei Fenster und ein Bodentiefes Fenster, welches sich über eine Schiebetür öffnen lässt. Vor der Stützenebene ist eine Holzrahmenbaufassade angeordnet, welche mit Mineralwolle gedämmt und beidseitig mit OSB- und Gipsfaserplatten beplankt ist. Sichtbar ist eine Schalung aus Eiche Natur, dahinter liegt die Konter- und Hinterlüftungslattung.
Die modulare Systembauweise ermöglicht die Vorfertigung im Werk und kürzere Bauzeiten in der Bauabwicklung. Dadurch können Fehlerquellen vermindert werden. Eine hohe Flexibilität der Raumaufteilung ist durch die Konstruktion gegeben. Die Nachhaltige Verfügbarkeit der Ressourcen, ausreichende Wärmedämmeigenschaften, Rückbau und Demontagefreundlich sind wichtige Kriterien aus “ökosozialer Perspektive”.